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Arbeitsbereich Religionsunterricht

Während meiner eigenen Schulzeit habe ich Schule meist als positive Institution erfahren. Das bedeutet nicht, dass ich jemals gern Hausaufgaben machte oder ein Streber war, meine Leistungen lagen ziemlich kontinuierlich im Dreier-Bereich. Aber, da ich längere Zeit in Flüchtlingslagern gewesen war, hatten für mich Bildung und persönliches Vorankommen einen hohen Stellenwert. Sie bedeuteten Selbständigkeit und Unabhängigkeit, um aus jenen bedrückenden Lebensverhältnissen herauszukommen, in die wir durch den Verlust der Heimat und des Familienvermögens geraten waren.

Wenn jemand die Schule mag, sollte man meinen, dass er den Wunsch hegt, Lehrer zu werden, aber: "Pauker werde ich nie im Leben", war für mich damals klar. Das lag an zwei Gründen, erstens ging es bei uns nicht allen Lehrern besonders gut. Wir machten das Abitur 1968 und waren als relativ stressige Klasse bekannt. Zweitens muss man alles erst einmal selbst konkret erfahren haben, um es beurteilen zu können. Und das kam rascher als erwartet, meine erste Schulerfahrung als Lehrer erlebte bereits im zweiten Studienjahr.
Da ich als Student aus purer Nostalgie (stimmt nicht ganz, es gab da noch ein Mädchen...)  ab und zu meine alte Schule aufsuchte, erlaubte mir mein Ex-Lateinlehrer, am Unterricht teilzunehmen. Ich setzte mich in die vertrauten Bänke und machte es mir gerade bequem, als er plötzlich sagte: "Werner, machen sie doch gerade weiter." (Er siezte uns immer.)  Nach einem kurzen Schreckmoment ging ich an die Tafel, fing an und staunte. Es war garnicht so schwer,  besser, als ich dachte und machte sogar Spaß. Das war für mich eine prägende Erfahrung.

Während meines Studiums in Heidelberg schlug ich mich zeitweise (neben anderen Berufen als wissenschaftliche Hilfskraft, Hausmeister, Wald- und Fabrikarbeiter) als Nachhilfelehrer für Latein durch. An einer privaten Handelsschule erteilte ich Schreibmaschinenunterricht. Auch eine Lehrer-Erfahrung war es, dass ich an den Universitäten Tübingen und Heidelberg jeweils eine Anfängermannschaft im Shotokan- Karate trainieren durfte.

In Mannheim war ich einer Hauswirtschaftlichen Berufsschule zugeteilt, gleichzeitig hielt ich Konfirmandenunterricht und hatte einen beruflichen Schwerpunkt Jugendarbeit mit Einzugsgebiet Mannheim Ost, Benzbaracken, Unterer Riedweg usw. Das war nicht immer einfach. Seit der Zeit komme ich aber auch mit schwierigen Klassen meist gut zurecht.

Nach Karlsruhe kam ich 1979  mit je einem halben Deputat Religionsunterricht an zwei Gymnasien. Hier begann ich ab 1980 mit Schülern eine eigenständige Jugendarbeit durchzuführen mit Gruppenstunden, Freizeiten, Zeltlager und einigen Großfahrten in die Cevennen, die Bretagne und nach Norditalien. Zusätzlich baute ich ein "Evangelisches Schülerkomitee" auf, welches sich hauptsächlich mit der Vorbereitung von Jugendgottesdiensten beschäftigte. Mit diesen großartigen Helfern führte ich etwa 4- 8 Schulgottesdienste in jedem Schuljahr durch, zusätzlich gab es dann noch die Bibelstunde, jene damals ministeriell frei gehaltene erste Stunde am Mittwochmorgen. Aber der Zulauf zu dieser Morgenveranstaltung hielt sich in Grenzen.

Am Walahfrid Strabo-Gymnasium, an welches ich nach vier Jahren wechselte, führte ich den Bibelkreis weiter fort, bot auch in einem regelmäßigen Turnus von 2- 4 Wochen ökumenische Abendandachten für Schüler und Kollegen an. In dieser Zeit wurde ich als beratender Lehrer für die Schülerzeitung WNN (Walahfrids Neueste Nachrichten) zugeteilt. Es gelang mir nicht immer, die mitreißende Qualität meiner Vorgängerin zu erreichen, doch die WNN bekam weiterhin ihre Preise als eine der besten Schülerzeitungen Baden-Württembergs.
Mit den Schülern unternahm ich Fahrten nach Taizé, zu den Kirchentagen und anderen Veranstaltungen. Besonders freute mich der projektorientierte Unterricht, wo ich mit den Kollegen vom Fach Deutsch über Kafka, Faust I und andere Themen Beiträge aus der Sicht der Religion beitragen konnte. Im Kolping Kolleg Rheinstetten erteilte ich ebenfalls parallel dazu Religionsunterricht.

Am Klinikum Karlsruhe unterrichtete ich Schwesternschülerinnen über Sektenprobleme, Hebammenschülerinnen über Religion und fremde Kulturen (für eine Hebamme heutzutage ein wichtiges Thema), und an der Papiermacherschule in Gernsbach Religionsunterricht, meist ökumenisch. Da mir der Fachbereich Religionsunterricht immer schon etwas zu schmal vorkam, erlernte ich noch einiges Computerwissen und hielt Computerkurse bei Siemens und an der Syncos GmbH (Websiten- Gestaltung, HTML). Ich machte eine Weiterbildung als Lehrer für Meditativen Tanz und DO-IN sowie eine Ausbildung als Verhaltenstherapeut. Dennoch ist für mich Religion das beste Fach.

Vom Walahfrid- Gymnasium ließ ich mich an die Berufsschule versetzen, um neue Aufgabenfelder kennen zu lernen. Ich kam an die Carl-Engler-Schule und fühlte mich dort auf Anhieb so wohl, dass ich trotz meiner früheren "Wanderlust" bis heute geblieben bin. Irgendwann muss man sesshaft werden. Was für mich hier zusammenkommt und was ich schätze, sind die Schulleitung, welche das Fach Religion sehr fördert, das gute Kollegium und das außerordentlich vielseitige Spektrum der Schülerschaft.

Mittlerweile bin ich über den 50. Geburtstag hinaus und habe nicht mehr ganz so viel Energie (oder Lust?), in meiner Freizeit viele Extra-Abenteuer durchzuziehen. Ich versuche, etwas weniger Aktionen zu veranstalten und mehr inhaltlich zu erarbeiten, z.B. durch Veröffentlichungen. Trotzdem mag ich natürlich immer noch Landschulheimaufenthalte, (besonders Segeln oder am Bodensee). Oder zeitlich begrenztere Extraveranstaltungen, z.B. Kunstführungen von Klassen, das würde ich sogar gern öfters machen.

Im Grunde reduziert sich für mich die Formel Lehrer-Sein auf zwei Voraussetzungen. Man muß das eigene Fach mögen (d.h. auch sich darin kontinuierlich weiterbilden)  und die Menschen, die vor einem in den Bänken oder im Lehrerzimmer mit uns am Tisch sitzen. Dann ergibt sich die wirklich großartige Chance für uns, zusammen ein Stück weiter zu kommen.


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